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Über die Pseudo-Märtyrer, die irgendwas „sagen müssen“

2012

Es gibt ein einfaches Mittel, um Aufmerksamkeit zu erhalten: Sich als letzter Verfechter und Märtyrer der Meinungsfreiheit, als Tabubrecher, als einsamer Kämpfer wider den alles erstickenden Brei der „political correctness“ darzustellen. Letzte Woche gab es dazu zwei Beispiele. Zuerst die „Weltwoche“ (eine rechtspopulistische Schweizer Wochenzeitschrift), das sich zum einzigen Presseerzeugnis stilisiert, das es noch wagt über Kriminalität von Roma zu berichten. Was natürlich nicht stimmt, siehe beispielsweise diesen Bericht.

Die gleiche Masche benutzt Günter Grass mit seinem neusten WerkEs muss einfach raus, was bisher durch mögliche Antisemitismus-Verdikte, durch die lastende Vergangenheit unter dem Deckel gehalten wurde. Dabei wird Kritik an Israel keineswegs verschwiegen und verleugnet, wie neuere Texte in der FAZ und dem Freitag zeigen.

Gegen solche Pseudo-Märtyrer ist schwer anzukommen. Wer differenziert dagegen argumentiert, eine Strafanzeige versucht, aufzeigen will dass etliches schlicht falsch ist – wird sofort Teil eines offenbar allgegenwärtigen political-correctness-Matsches, der Redefreiheit und Wahrheit unterdrückt. Denn für die absolutistische Schreibe von Grass und der Weltwoche existiert schlicht keine Gegenrede, kein Gegenüber, das eine andere Meinung haben könnte. Diese Art zu schreiben ist totalitär. Und genau das ist das Gefährlichste am Grass-Text. Das vielleicht einzige Mittel dagegen ist eine breite Diskussion des Für und Widers, nicht in den Höhen des Feuilletons, sondern in der ganzen Bevölkerung, im Alltag und natürlich im Internet. Und das ist das Schöne an der Geschichte: Genau das passiert nämlich zur Zeit, und trägt dazu bei, „Was gesagt werden muss“ ins richtige Licht zu rücken.

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